Nach einem entspannten, aber leider auch wieder verspäteten Flug bin ich gut in meiner neuen Unterkunft angekommen. Das Zimmer ist zwar nicht größer als in Melbourne, dafür aber viel gepflegter und möbliert. Schön gemütlich im Ikea Stil mit Blick auf die Straße. Meine Mitbewohner wirken auf den ersten Eindruck entspannt und sympathisch. Insgesamt sind wir zu fünft: Kathrina und Lukas (ein polnisches Pärchen), Sim (der Inder) und Ian (der Engländer) und ich (The German guy). So ist auch der Bevölkerungsdurchschnitt Englands ganz gut vertreten. Das Haus ist ein typisches, englisches Reihenhaus mit zwei Etagen und kleinem Garten auf der Rückseite. Die Lage ist top. Ich habe um die Ecke gleich einen großen Park, eine Post, einen großen Supermarkt und Lidl. Im Vergleich zu London sind die Preise wirklich moderat, vielleicht zehn Prozent teurer als in Berlin. Das Wetter heute war super. Zwanzig Grad und Sonne. Daher war die Fußgängerzone auch gut voll mit Menschen, aber das Beste kommt noch: alle Geschäfte hatten auf. Auch Gap. God bless this City! Bristol ist doch größer und viel grüner, als ich es mir vorgestellt habe. Überall findet man Straßen mit großen Bäumen und kleinen Parks. Die Stimmung in der Stadt ist sehr angenehm. Im Endeffekt hat man hier das Flair Londons (das Multikulturelle, die Cafés & Pubs) und den entspannten, gemütlichen Vibe Berlins, gepaart mit der Architektur mittelalterlicher Bauten. Wen ich jetzt immernoch nicht überzeugt habe, mich hier zu besuchen, dem kann ich nur sagen, dass der Direktflug von Berlin-Schönefeld inkl. Steuern nur achtzig Euro kostet. Morgen ist dann der erste Tag am College. Ich hoffe nur, ich werde nicht mit den Dozenten verwechselt.Die Engländerinnen sind gar nicht so dick, dafür aber aufgebrezelt like hell. Immer volles Make-Up, Minirock und Killer Dekolleté und das bei den herbstlichen Temperaturen. Eigentlich ganz süß und knuffig. Leider haben wir nicht so viele Frauen an der Schule. Drei von zweiunddreißig Songwritern und ein paar Sängerinnen. Die Musikbranche ist schon ziemlich Männer dominiert. Wie Jess gleich am ersten Tag richtig bemerkte: „Oh, my god. It’s such a sausage fest here!“ Die Verständigung klappt aber ganz gut, auch wenn die ein oder anderen Silben gern verschluckt werden. Aber da frage ich dann immer gleich nach. Wie der Bankangestellte heute, bei dem ich ein Konto eröffnet habe. „O.K. you’ll get the regular cohnt account!“ Was eigentlich: current account heißen sollte. Mein Stundenplan ist wirklich entspannt. Von Dienstag bis Freitag, im Schnitt zwei Kurse pro Tag. Die Dozenten und meine Kommilitonen sind alle sehr sympathisch. Schon am ersten Tag in der Schule bin ich fast mit jedem ins Gespräch gekommen. Musiker sind halt einfach lockerer. Wenn ich da an meine Studiengänge an der F.U. denke, wo die meisten erst am Ende des Semesters mit mir gesprochen haben. Wenn überhaupt. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den gegenseitigen Austausch. Wo trifft man denn schon so viele junge Musiker und insbesondere Songwriter. Grundsätzlich aber muss ich sagen, dass die Engländer offener sind als die Deutschen. Du kommst sofort mit ihnen ins Gespräch, ob auf der Straße oder im Supermarkt. Das muss wohl die ‚Zwilling‘ Energie sein. In der Astrologie kann man nämlich jedem Land einem Sternzeichen zuordnen, das sich dann auch auf die Sprache des Landes bezieht. Für England ist es Zwilling und für Deutschland Steinbock.
Nachdem ich die letzten Tage im Schnitt zwanzig Kilometer am Tag gelaufen bin, habe ich mir heute erst einmal ein Fahrrad gekauft. Ansonsten gefällt mir Bristol immer besser. Man merkt schon, dass es hier mehrere Unis gibt. Die Stadt ist pulsierend und lebendig. Eigentlich ist Bristol cooler als London. Zum einen, weil es hier entspannter ist und nicht so hektisch und zum anderen sind die Lebenskosten günstiger. Die Preise im Supermarkt sind in etwa vergleichbar mit Berlin. Man sieht die Euroumstellung hat auch seine Vorteile und natürlich nicht zu vergessen ‚The Coalition of the Willing‘. Thank you, Tony!