In Europa sieht es nicht viel besser aus. Die Rolle der europäischen Zentralbank ist zwar etwas nebulöser als die der amerikanischen und man weiß nicht genau wie in Europa das Verhältnis zwischen dem gedruckten Geld und den Gegenwerten ist. Nur eines ist klar: Der Euro ist schon seit Jahren in der Krise und eigentlich nicht mehr tragbar. In Irland liegt die Pro-Kopf Verschuldung bei siebenhunderttausend Euro. Dort ist nach der geplatzten Immobilienblase die totale Bankenkrise nur abgewendet worden, weil in letzter Minute der Staat die Bürgschaft der Banken übernommen hat. Griechenland ist pleite. Das gleiche gilt für Spanien, Portugal und Italien. Auch wirtschaftlich starke Länder wie Belgien, Österreich und Frankreich werden in ihren Bonitätsnoten weiterhin heruntergestuft, so dass eigentlich nur noch Deutschland, Holland und Finnland den ‚Triple A‘ Status inne halten, von denen allerdings aufgrund seiner Größe nur Deutschland den Hauptteil der Kosten für die Rettungsschirme trägt. Der Leidtragende dafür ist und bleibt wieder der deutsche Sparer, der dadurch mehrfach belastet ist.
Zum einen musste er zur Stärkung der Exportwirtschaft die geringsten Lohnsteigerungen in der EU hinnehmen. Zum anderen wurden seine Ersparnisse von über eintausend Milliarden Euro von den Banken und Versicherungen in den südlichen EU-Ländern investiert, die damit sich ihre Löhne kräftig erhöhten und einen entsprechenden Konsum gönnten, u.a. auch durch Immobilienkäufe. Jetzt, wo klar wird, dass dieses Gelder zum großen Teil verloren sind, muss er als Steuerzahler und seine Kinder über mehrere Generationen die Kreditausfälle der Banken und Versicherungen aus zukünftigen, erst noch zu verdienenden Steuern garantieren bzw. ersetzen, denn Deutschland ist auch dramatisch überschuldet und kann dies alles nur durch neue Schulden finanzieren.
Die allgemeinen Staatsschulden Deutschlands liegen bei zwei Billionen Euro. Wenn man dann noch den Schuldenzahlungen für die südlichen Ländern dazu addiert inklusive deren Neuverschuldungen liegt man bei zusätzlich einer Billion. Dazu kommen noch die Bürgschaften für die sogenannten Bad Banks, Banken, die vom Staat von der Pleite gerettet wurden und die internationalen Garantien der im Rettungsschirm enthaltenen Länder, in Höhe von zusammen einer Billion Euro. Abschließend kommt dann noch die inoffizielle Staatsverschuldung für die kommenden dreißig Jahre in Form von Renten und Beamtenpensionen dazu, die bei zwei Billionen Euro liegt. Das sind zusammen acht Billionen Euro Schulden oder um es etwas plastischer darzustellen: achttausend Milliarden Euro. Das Geldvermögen der Deutschen liegt bei ungefähr fünf Billionen Euro, so dass Deutschland eigentlich schon jetzt mit drei Billionen Euro im Minus steht.
Im Endeffekt wäre die Krise schon viel früher gekommen, nur wurde diese durch den Euro, der seit seiner Einführung eine jährliche Inflation von neun bis zwölf Prozent aufweist und somit gerade in Bereichen wie Einzelhandel und Gastronomie eine Geldentwertung von rund hundert Prozent gebracht hat, um zehn Jahre aufgeschoben. Am meisten darunter leiden die Rentner, wie z. B. meine Mutter, die mit ihren zweitausend D-Mark Rente ein angenehmes Leben gehabt hätte, heute aber mit eintausend Euro monatlich ganz schön rechnen muss. Zum Glück kann sie als Künstlerin weiterhin Geld dazuverdienen. Ein Privileg, das allerdings nur wenige Rentner haben.
Die Inflation wird also weitergehen, wenn nicht sogar bis zum totalen Zusammenbruch der europäischen Einheitswährung führen und das sicherlich schon bald. Angeblich werden schon seit 2010 in mehreren europäischen Ländern alternative Neuwährungen gedruckt, um sich auf die ultimative Finanzkrise vorzubereiten, die in letzter Konsequenz nur zu einer Währungsreform führen kann. Natürlich auf Kosten der Bürger, da bei einem Währungszusammenbruch zwar die Staatsschulden entwertet werden, alle Schulden des Bürgers aber eins zu eins erhalten bleiben. Begleitend dazu werden auf jeden Fall neue Pflichtsteuern eingeführt werden, während die Versicherungsbeiträge weiterhin steigen werden. So zahle ich jetzt schon bei einem durchschnittlichen Nettoeinkommen von eintausendzweihundert Euro im Monat zweihundertdreißig Euro für meine staatliche Krankenversicherung. Also ein Fünftel meines Gesamteinkommens. Zu meinen Studentenzeiten waren das noch fünfzig Euro.
Alle Versuche in Form von ständigem Wirtschaftswachstum durch Exportüberschüsse aus der Krise zu kommen widersprechen nicht nur jedem Naturgesetz, sondern sind einfach unrealistisch, da überschuldete Staaten sparen müssen und es nach voraussichtlich weltweiten Währungszusammenbrüchen überhaupt keine Märkte mit potentiellen Käufern mehr gibt. Die USA ist bankrott und mit fünfundfünfzig Billionen Dollar Staatsschulden eines meistverschuldetsten Länder der Welt. Auch Japan ist aufgrund seiner Erbeben und der damit einhergehenden nuklearen Katastrophe enorm verschuldet. Noch können weder die Folgen der Verwüstung, geschweige denn die Kosten des Wiederaufbaus in Zahlen gefasst werden. Nur dass das asiatische Land schon jetzt mit zweihundert Prozent seiner jährlichen Wirtschaftsleistung verschuldet ist. China wird es bald ähnlich ergehen, da sich seine Exportrelation zu seinem Haupthandelspartner USA in den letzten Jahren von 1:20 zu 1:1 ausgeglichen hat, d.h. für einen amerikanischen Container werden jetzt nicht mehr zwanzig, sondern nur noch ein chinesischer Container verschickt. Zudem wird China langsam bewusst, dass seine über Jahre gesparten Einlagen in Höhe von drei Billionen Dollar bald nicht mehr viel wert sein werden. Die chinesische Regierung investiert daher gerade den Großteil ihres Geldes in Immobilien und Goldminen in Afrika, um in Zukunft wenigstens einen gewissen Gegenwert für ihr gehortetes, inflationäres Papiergeld der Amerikaner zu haben.
Ich kann ich mir also gut vorstellen, dass die von den Maya prophezeite Bewusstseinsveränderung der Menschen zur Wintersonnenwende in diesem Jahr auch etwas mit dem kommenden Wertezerfall der westlichen Welt zu tun hat. Denn das Einzige was das Finanzwesen am Laufen hält, ist der Glaube der Menschen ans Geld und dessen scheinbar unzerstörbaren Wert. Nur dieser Glaube schwindet so langsam. Bücher über die unabwendbare, globale Finanzkrise und Ratgeber über Selbstversorgung stehen auf den Bestsellerlisten. Viele Menschen kündigen ihre Lebensversicherungen, heben ihr Erspartes ab und tauschen dieses in Gold oder Silber ein. Auch das Vertrauen in ein Sparkonto ist nicht mehr vorhanden. So haben viele nur noch das Geld für die anstehende Miete auf ihrem Konto und vertrauen ansonsten lieber ihrem heimischen Sparschwein, das endlich wieder einen Grund hat zu grinsen. Für mich ist es mittlerweile auch nicht mehr so unrealistisch, mein Geld lieber in ein paar Luxusgüter wie einen neue Gitarre oder einen neuen Computer zu investieren, als es komplett den Banken zu überlassen. Denn selbst diese fühlen sich langsam im Zugzwang und versuchen zu retten, was noch zu retten ist. Meine Mutter wollte Anfang des Jahres Geld aus ihrem ‘offenen’ Immobilienfond abheben und wurde dann darüber informiert, dass dieser erst ‘mal auf unbestimmte Zeit geschlossen wurde. Dreist war nicht nur die Tatsache, dass man ihr im vorab nicht Bescheid gesagt hatte, sondern auch noch erklärte, dass es nur zu ihrem Schutz ist. Mit dem Zusatz, dass man ihr in den kommenden Jahren nur Teilbeträge auszahlen wird, ihr aber nicht versichern kann, dass sie ihr eingezahltes Geld komplett zurückbekommt.
Ich selber habe nun nach sieben Jahren Laufzeit meine fondgebundene Lebensversicherung gekündigt und bekomme nur fünfzig Prozent von meinen einbezahlten Beträgen ausbezahlt. Als ich daraufhin meinen Makler fragte, warum ich so einen großen Verlust mache, erklärte er mir, dass diese Art der Rentenversicherung erst nach sieben Jahren voll greift, da vorher noch die Kosten der Versicherung getilgt werden müssen. Komischerweise hatte er mir das schon vor sieben Jahren erklärt, nur dass es da nur drei Jahre waren, in denen das Geld noch nicht komplett investiert wird. Als ich ihn noch fragte, wie lange ich die Versicherung laufen lassen muss, um wenigstens meine kompletten eingezahlten Beträge erstattet zu bekommen, meinte er von jetzt an mindestens zehn Jahre. Mit anderen Worten würde ich durch meine Investition in den weltweit fünftgrößten Aktienfond nach zwanzig Jahren Laufzeit genau so viel Geld bekommen, als ob ich es für den gleichen Zeitraum monatlich in meine Sparsocke gestopft hätte. Ich war nur froh, dass ich meine Lebensversicherung nicht schon nach zwei Jahren gekündigt hatte, dann hätte ich wohlmöglich noch Geld zahlen müssen, um diese zu beenden. Sein Satz ‘Danach arbeitet dein Geld aber richtig und du bekommst eine hohe Ausschüttung!’ ging so ziemlich an mir vorbei und mir war klar, dass ich die richtige Entscheidung gefällt hatte. Ich war mir nur nicht so sicher, ob er den Schwachsinn, den er mir da gerade erzählte, selber glaubte oder ob ich vor sieben Jahren in dem ganzen Riesterrentenwahnsinn einem Bauerfänger mit großen, bunten Grafiken zum Opfer gefallen war.
