Das vom Handel gefürchtete Sommerloch hat nun inzwischen auch die Fotoabteilung erreicht. Denn mittlerweile sind die meisten Leute schon im Urlaub gewesen oder befinden sich noch mittendrin. Aus diesem Grund wird der ohnehin schon immense Druck, die Media-Saturn eigenen Zusatzversicherungen abzuschließen, auf die festangestellten Verkäufer noch verstärkt. Die Garantieverlängerungen bringen im Schnitt eine fünfzigprozentige Gewinnspanne, was man von den Produkten, die mittlerweile zu Internetpreisen angeboten werden, nicht behaupten kann. Ganz im Gegenteil. Hier wird in der Regel sogar Minusspanne gemacht, d.h. die Artikel werden günstiger verkauft als eingekauft, so dass die Haupteinnahmen eines Media-Saturn Marktes heutzutage hauptsächlich durch die Vermietung von Präsentationsflächen und Produktplatzierungen gemacht werden, welche in Form von Werbekostenzuschüssen der Industrie getragen werden. Daher war die Einführung der Zusatzversicherungen mit Sicherheit ein marketingtechnischer Geniestreich, der an sich auch eine gute Zusatzleistung für den Kunden darstellen könnte, wenn diese nicht so maßlos überteuert wäre. Hier zahlt der Kunde nämlich z.B. beim Kauf eines Produktes im Wert von zweihundertzehn Euro zusätzliche fünfzig Euro um die reguläre Herstellergarantie von zwei Jahre auf fünf zu erhöhen. Um wenigstens auf ein paar Versicherungen im Monat zu kommen und nicht ständig zum Einzelgespräch mit dem Geschäftsführer zitiert zu werden, wird deshalb oft im niedrigeren Segment die Garantieverlängerung schon in den Preis der Kamera mit hineingerechnet. Das hat zur Folge, dass viele Verkäufer dem Kunden eben eine Kamera empfehlen, die er gar nicht sucht. In dem Fall kann man eigentlich schon nicht mehr von einer schlechten Beratung, sondern eher von vorsätzlichem Betrug sprechen, da überhaupt nicht mehr die Bedürfnisse des Kunden im Vordergrund stehen, sondern einzig und allein der Umsatz bzw. Gewinn des Marktes. Auf der anderen Seite gibt es noch die Riege der gewieften Promotoren, die mit allen Tricks versuchen, ihre Produkte an den Mann zu bringen, wodurch natürlich häufig subjektive Beratungen das neutrale Verkaufsgespräch ersetzen. Die Chance also heutzutage eine ehrliche Beratung zu bekommen, schwindet immer mehr, so dass es schon fast besser ist, sich in Zukunft selbst zu informieren und seine Kamera lieber im Internet zu bestellen.
Abgezockt wird man natürlich nicht nur im Handel, sondern an allen Ecken. So hatte ich vor kurzem einen Brief vom Beitragsservice der öffentlich-rechtlichen Sender im Briefkasten, der mit den Worten: ‚ARD, ZDF, Deutschlandradio bieten Ihnen täglich ein hochwertiges, Programm rund um Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport…‘ beginnt.
Ehrlicher wäre es wohl: ‚Hiermit oktroyieren wir Ihnen eine monatliche Zusatzsteuer und bieten im Gegenzug zensierte und manipulierte Berichte aus Politik und Wirtschaft sowie mittelmäßige Eigenproduktionen aus dem Bereich Fernsehfilm und Serie, die entweder schon seit Jahrzehnten laufen oder schlechte Kopien des amerikanischen Markts sind, weil unsere Redakteure ihre Programmentscheidungen nur Angst besetzt fällen. Alternativ gibt es schlecht synchronisierte Versionen erfolgreicher US-Produktionen, die in der Regel ein bis zwei Jahre später anlaufen, aus dem gleichen oben angeführten Grund. Zudem erhöhen wir trotz jährlicher Werbeeinnahmen in Höhe dreistelliger Millionenbeträge die Gebühren von 7.5 auf 9.4 Milliarden Euro im Jahr und suggerieren Ihnen aber gleichzeitig, dass Sie durch die vereinfachte Abrechnung Geld sparen. Das Beste aber ist, dass Sie diese Steuern zahlen müssen, ganz egal ob sie einen Fernseher oder Radio besitzen oder unser Programm online wahrnehmen.’