Seit zwei Monaten wohne ich nun schon in meinem Apartment am Lietzensee. Nach einer traumatischen Eingewöhnungsphase fühle ich mich mittlerweile ganz wohl in meinen eigenen vier Wänden. In ihrer funktionalen Größe ist die Wohnung zwar recht überschaubar, aber gleichzeitig auch in guter Tritt in den Hintern, mehr ‘raus zu gehen. Der einzige unangenehme Beigeschmack ist, dass sich auf dem Hinterhof eine Markisenwerkstatt befindet, in der regelmäßig schon in frühen Morgenstunden gehämmert oder mit Wasserdruckpistolen gereinigt wird. Das Ganze wird eigentlich nur von der naheliegende Kirche getoppt, die einen jeden Morgen mit einem penetranten Glockenläuten weckt. Eine schöne Erinnerung daran, dass die Kirchendoktrin auch im dritten Jahrtausend keinen Abbruch findet. Immer nach dem Motto: Wenn sie nicht unsere Gemeinde angehören, selbst Schuld.
Ansonsten mache ich zur Zeit gerade die Sommervertretung für einen Kollegen im Saturn am Alexanderplatz. Diese neu gefundene Struktur tut mir ganz gut, da ich auf diese Weise wenigstens ab und zu meinen Geist abschalten kann und nicht ständig darüber nachdenke wie es nach meinem Album weitergeht. Bei so viel Zeit im Media-Saturn Handel werde ich natürlich auch immer mehr mit dem Milieu dort konfrontiert und muss teilweise Sprüche ertragen wie: ‘Die kleine Dreckssau schluckt doch alles’, wenn wieder eine hübsche, junge Frau die Fotoabteilung betritt oder auch Sätze wie ‘Morgen geh’ ich ‘ne Olle ficken‘, wenn meine männlichen Kollegen mir von ihren Plänen an ihrem freien Tag erzählen.
Da fällt das Sich-Identifizieren mit seinem Arbeitsumfeld natürlich nicht besonders leicht und mein Gefühl, nicht dazuzugehören wird ‚mal wieder verstärkt. Neben der Fraktion der verschlossenen Mitarbeiter, die irgendwann beschlossen haben, dass das Leben ernst und hart ist und man sich nur noch seiner Familie öffnet, gibt es noch die ewigen Machoallüren meiner jüngeren, männlichen Kollegen, die die meiste Zeit aufgeblasen durch die Abteilung stolzieren und sich ständig mit irgendwelchen stichelnden Bemerkungen profilieren müssen, obwohl ihre Unsicherheit und innere Begrenzung schon auf Metern Entfernung zu sehen ist. Wo ich mir dann immer nur denke. ‚Dude, wir verkaufen hier alle nur Kameras. Nicht mehr und nicht weniger.‘
Meine rettende Bastion sind dann häufig meine Künstlerkollegen, die alle noch Pläne haben, an denen sie basteln und somit immer für ein offenes Gespräch zu haben sind oder auch die ältere Generation der Verkäufer, die ihren Platz im Leben schon gefunden hat und sich nicht mehr krampfhaft beweisen muss.
Allgemein kann man sagen, dass das Arbeitsklima in den meisten Märkten doch ziemlich kühl und reserviert ist. So dass mein Fazit bleibt, dass Deutschland im Kern ein kalter Ort ist. Hier wird einfach zu wenig gelächelt. Oder um es mit den Worten der Black Eyed Peas zu sagen: ‚Where is the love?‘ Ein Grund mehr, dass ich mich auf längere Sicht in ein wärmeres Land begeben oder zumindest in Zukunft mehrere Wochen im Jahr im Ausland verbringen werde. Wie und wo steht jetzt allerdings noch in den Sternen.
Where is the Love?
WHERE IS THE LOVE?
Seit zwei Monaten wohne ich nun schon in meinem Apartment am Lietzensee. Nach einer traumatischen Eingewöhnungsphase fühle ich mich mittlerweile ganz wohl in meinen eigenen vier Wänden. In ihrer funktionalen Größe ist die Wohnung zwar recht überschaubar, aber gleichzeitig auch in guter Tritt in den Hintern, mehr ‘raus zu gehen. Der einzige unangenehme Beigeschmack ist, dass sich auf dem Hinterhof eine Markisenwerkstatt befindet, in der regelmäßig schon in frühen Morgenstunden gehämmert oder mit Wasserdruckpistolen gereinigt wird. Das Ganze wird eigentlich nur von der naheliegende Kirche getoppt, die einen jeden Morgen mit einem penetranten Glockenläuten weckt. Eine schöne Erinnerung daran, dass die Kirchendoktrin auch im dritten Jahrtausend keinen Abbruch findet. Immer nach dem Motto: Wenn sie nicht unsere Gemeinde angehören, selbst Schuld.
Mein Tage sind ansonsten gerade gefüllt mit Promotionjobs für Canon und Samsung. Zur Zeit mache ich die Sommervertretung für einen Kollegen im Saturn am Alexanderplatz. Diese neu gefundene Struktur tut mir ganz gut, da ich auf diese Weise wenigstens ab und zu meinen Geist abschalten kann und nicht ständig darüber nachdenke wie es nach meinem Album weitergeht. Bei so viel Zeit im Media-Saturn Handel werde ich natürlich auch immer mehr mit dem Milieu dort konfrontiert und muss teilweise Sprüche ertragen wie: ‘Die kleine Dreckssau schluckt doch alles’, wenn wieder eine hübsche, junge Frau die Fotoabteilung betritt oder auch Sätze wie ‘Morgen geh’ ich ‘ne Olle ficken‘, wenn meine männlichen Kollegen mir von ihren Plänen an ihrem freien Tag erzählen.
Da fällt das Sich-Identifizieren mit seinem Arbeitsumfeld natürlich nicht besonders leicht und mein Gefühl, nicht dazuzugehören wird ‚mal wieder verstärkt. Auf der anderen Seite gibt es noch die ewigen Machoallüren meiner jüngeren, männlichen Kollegen, die die meiste Zeit aufgeblasen durch die Abteilung stolzieren und sich ständig mit irgendwelchen stichelnden Bemerkungen profilieren müssen, obwohl ihre Unsicherheit und innere Begrenzung schon auf Metern Entfernung zu sehen ist. Dazu gibt es noch die Fraktion der verschlossenen Mitarbeiter, die irgendwann beschlossen haben, dass das Leben ernst und hart ist und man sich nur noch seiner Familie öffnet. Hier halten sich die interessanten Gespräche natürlich auch sehr in Grenzen und die Arbeitsatmosphäre wird dadurch auch nicht gerade entspannter. Meine rettende Bastion sind dann oft meine Künstlerkollegen, die alle Pläne haben, an denen sie basteln oder auch die ältere Generation der Verkäufer, die ihren Platz im Leben schon gefunden hat.
Allgemein kann man sagen, dass das Arbeitsklima in den meisten Märkten doch ziemlich kühl und reserviert ist. So dass mein Fazit bleibt, dass Deutschland im Kern ein sehr kaltes Land ist. Hier wird einfach zu wenig gelächelt. Oder um es mit den Worten der Black Eyed Peas zu sagen: ‚Where is the Love?‘
Ein Grund mehr, dass ich mich auf längere Sicht in ein wärmeres Land begeben oder zumindest in Zukunft ein längere Zeit im Jahr im Ausland verbringen werde. Wie und wo steht jetzt allerdings noch in den Sternen. Ein Trost sind zur Zeit allerdings die vielen, oft südamerikanischen Touristen, die in den Markt kommen und mich mit ihrer offenen, warmherzigen Art immer wieder aufs Neue überraschen.