And The Search Goes On

Das Drachenjahr ist endlich bald vorbei. Kein wirklich cooles Jahr, muss ich zugeben. Neben unzähligen, nervigen Jobs und Schulungen, hatte ich meinen dritten Sommer in Folge, in dem ich nicht verreist bin, dazu einen Bruch mit meinem besten Freund und außerdem rechtliche Probleme mit meinen Verkäufen auf Ebay, deren Ausmaß bis jetzt immer noch nicht absehbar sind. Meine CD Produktion liegt aufgrunddessen jetzt schon wieder seit einigen Monaten auf Eis und auch meine Wohnungssuche erweist sich weiterhin als schwierig, da die Mietpreise kontinuierlich steigen. Mittlerweile habe ich meine Suche auf Charlottenburg eingegrenzt. Der Bezirk ist gepflegt, nicht zu spießig und bei allem neutral was sein Publikum angeht. Dort zieht es eben keine Hipster, Bioladenmütter oder Punks hin wie in den zur Zeit angesagten Bezirken Friedrichshain, Prenzlauer Berg oder Kreuzberg. Zudem sind in dem Bezirk die Quadratmeterpreise in den letzten Jahren halbwegs konstant geblieben, so dass Charlottenburg fast schon als Geheimtip zu sehen ist. Die letzte Enklave der Berliner fernab der Invasion der Schwaben und Wahlberliner. Gerade letzte Woche war ich dort bei einer Besichtigung in einer Hinterhauswohnung im zweiten Stock. Es war ein heruntergewirtschafteter Altbau mit verrosteten, aufgebrochen Briefkästen im Hausflur. Die Wohnung selber war zwar mit isolierten Fenstern, abgezogenen Dielen und Terracotta Fliesen gerade neu saniert, nichtsdestotrotz waren es aber auch nur vierundvierzig Quadratmeter für die die Vermieterin eine Warmmiete von fünfhundertdreißig Euro haben wollte. Dazu noch die Kosten für Strom, Telefon/Internet und der mittlerweile obligatorischen Fernsehgebühren wäre ich auf sechshundert Euro monatlich gekommen. Auf mein derzeitiges Nettoeinkommen bezogen sind das fast fünfzig Prozent. Absurderweise habe ich für meine von der Lage fast identische Wohung am Schloß Charlottenburg noch vor sechs Jahren die Hälfte des Mietpreises bezahlt. Wohnen wird also immer mehr zum Luxus und die einst noch so behütete, subventionierte Enklave Berlin muss sich fortan mit der harten Wirklichkeit des freien Wohnungsmarktes anderer internationaler Hauptstädte wie London, Paris und New York vergleichen. Ein Grund für diese rapide Entwicklung sind wahrscheinlich auch die Finanzkrisen in Ländern wie Spanien und Griechenland, die eben auch zunehmend ausländische Investoren auf den deutschen Immobilienmarkt bringen. Sei es in Form von Privatkäufen oder auch Immobilenfonds. Die Folge ist die gleiche: Es gibt keinen persönlichen Bezug mehr zu den gekauften Wohnungen und seinen Mietern, da diese inzwischen von ständig wechselnden Hausverwaltungen vertreten werden und nur noch die Rendite zählt. Wenn ich zurückdenke, als meine Eltern und ich nach unserer Übersiedlung in den Westteil der Stadt gezogen sind, wohnte der Eigentümer noch im eigenen Haus. Da er wusste, dass sie zu der Zeit noch keine feste Arbeit hatten, bekamen wir die Wohnung ohne eine Mieterhöhung oder eine Kaution zu bezahlen. Das war eine menschliche Großzügigkeit, die heutzutage kaum noch vorstellbar ist. Die Gier nimmt eben auch im neuen Jahr immer mehr Überhand und die Kosten steigen in allen Bereichen. Ob nun in der Energiewirtschaft oder bei den ab Januar eingeführten Pflichtbeiträgen für die Rundfunk- und Fernsehgebühren. Zusätzliche und steigende Steuern sind immer ein Zeichen für eine wirtschaftliche Krise, die, so wie es aussieht, noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht hat. Ich merke zumindest, dass ich mit meinem jetzigen monatlichen Einkommen gerade ‘mal die fixen Kosten für das tägliche Leben abdecke. Es bleibt also eher ein monatliches Hangeln als ein gesetztes Auskommen und das, obwohl meine Studentenzeiten schon längst vorbei sind. Von der Generation X zur No Savings Generation. Die gesellschaftlichen Probleme werden immer existentieller.