Nach knapp sechs Monaten war es ‚mal wieder Zeit für einen Abstecher in die Popkommerzwelt und in den Teeniewahnsinn. The Dome. RTL 2’s Dauerwerbesendung für Majorlabel, Keksfabrikanten und billige Bekleidungsunternehmen. Mein Hasenbuddy Maiko und Producer der Veranstaltung hatte mir wieder Backstage und After-Showkarten besorgt. Viel war auch seit der letzten Show passiert. Maiko hat geheiratet und ist Vater geworden und ich habe mir die gesamten sechs Staffeln von Entourage angeguckt.
Die Veranstaltung fand auf dem Expogelände statt und es waren wieder ‚mal Popstacts aus aller Welt am Start, von denen ich bis auf Nina Hagen eigentlich niemanden kannte. Nina war wie immer flippig punkig drauf und spielte ein akustisches Cover von Johnny Cash Cover von Depeche Mode’s Personal Jesus. Nach dem ganzen weichgespülten Popschmalz war klar, dass das echt ein fetter Song ist und nicht umsonst einer der am meisten nachgespielten Lieder der letzten Jahre. Ob die Welt dieses Cover allerdings braucht, ist fraglich. Aber da Nina mit ihren fünfundfünfzig Jahren nun inzwischen auch wacker auf die Rente zugeht, kann so ein kleines Zubrot zum Riesterbonus sicherlich nicht schaden.
Der Superstargast an dem Abend war David Hasselhoff, der seinen Schlagerstarstatus in Deutschland noch aus den ‚I’ve Been Looking For Freedom‘ Zeiten dazu nutzte, um das Popprojekt Bella Vida seiner beiden Töchter vorzustellen. Als er die Bühne betrat, um deren Song anzukündigen, hatte er rechts und links zwei Baywatch Blondinen im Arm und ich dachte mir daraufhin, egal wie die Musik wird, gut sehen seine Töchter auf jeden Fall aus. Die Begeisterung hielt aber nur so lange an, bis die Scheinwerfer auf dem vorderen Teil der Bühne angingen und sich dort zwei dicke, unscheinbare Mädchen mit dünnen Stimmen zum Vollplayback durch ihren Song tanzten und ich mir nicht so sicher war, ob sie selbst in Deutschland damit einen Plattenvertrag bekommen würden. Viel faszinierender war, dass die amerikanische 80er und 90er Jahre Serienikone The Hoff hier nun auf dem VIP Sofa in Hannover saß. Maiko schickte mir daraufhin gleich per Handy ein Foto von ihm und David Hasselhoff und ich wusste, dass es eine lustige Show werden würde.
Der Abend war ansonsten gefüllt mit vorwiegend deutschen und dänischen Acts, wobei der Soulsong vom britischen Rapper Plan B und das amerikanische DJ Projekt Yolanda be Cool mit ihrem Sommerhit We No Speak Americano aus dem musikalischen Einheitsbrei mit Abstand herausstachen. Mein persönliches Highlight waren allerdings die Auftritte der beiden TV Blondinen Gina Lisa und Daniela Katzenberger, die sich beide danach auch faszinierend prollig charmant im Interview gaben. Maiko schrieb mir währenddessen nur per SMS “Jetzt kommt der Trash Bloc!” Nach der Veranstaltung ging es direkt zur After-Show Party in die Zino Bar. Der Laden war voll. Es gab fette Musik von mehreren Djs, hübsche Tresenkräfte und alle Getränke kostenlos. Im Gegensatz zu der Party im Spindler und Klatt beim Dome in Berlin waren hier auch fast alle Künstler am Start. Allerdings vermisste ich ein weinig die Groupieorgien im VIP Bereich. Die meisten der Stars saßen brav mit ihrer Posse und ihrem Manager an ihrem Tisch und zogen dann auch bald ab. Selbst Gina Lisa, die an dem Abend gebräunt, in einem weißen Stretchleid kam, das ihr Dekollté noch umso mehr betonter und von der man eigentlich erwartete, dass sie unter einer laufenden Sprenkleranlage, inmitten geifernder Männer, wild und leidenschaftlich ihren Körper durchknetet, tanzte allein mit ihrem Visagisten in einer Ecke neben der Bar. Wobei die starrenden Blicke der Barkeeper da auch nicht ausblieben. Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß und so auch ‚mal einen Entourage Moment in meinem bescheidenen Hasenleben.