Back in Bristol

Nach einer neunstündigen Zugfahrt im indischen Schnellexpress kam ich am späten Nachmittag wieder in Delhi an. Abends fuhr ich dann gleich zum Flughafen. Mittlerweile gingen mir auch meine wenigen Rupien aus, so dass ganz froh, den ganzen Urlaub über ohne finanzielle Schwierigkeiten über die Runden gekommen zu sein. Jetzt lag also nur noch die Taxifahrt vor mir. Am Flughafen angekommen ging ich direkt zum ‚Air France‘ Schalter. Irgendwie war es ein erhabenes Gefühl nach drei Wochen Odyssee in einem fremden Land wieder gesund und halbwegs erholt die Heimreise antreten zu können. So stolzierte ich auch trotz Erschöpfung, singend und guter Laune zum Check-In. Meine Stimmung kippte allerdings sofort, als mir die hübsche Bodenstewardess mitteilte, dass mein Flug gestern gewesen sei. Daraufhin checkte ich gleich meinen Reiseplan, auf dem stand: Rückflug Mittwoch um 0.40 Uhr. Ich hatte gedacht, es wäre abends, aber gemeint war natürlich morgens. Aber wer sagt denn schon: „Hey Jungs, am Sonntagmorgen ist bei mir ’ne fette Party. Start ist so gegen halb eins.“ Natürlich hatte ich ein non-changeable Ticket, so dass ich nicht umbuchen konnte, sondern nur ein komplett neues kaufen konnte. Zuerst bot man mir ein Ticket für €600,- an, was unmöglich zu bezahlen war, da ich das Geld einfach nicht hatte. Meine Kreditkarte war schon kurz vor meinem Dispolimit und bar hatte ich nur noch die zweihundert amerikanischen Dollar, die mir mein Vater als Notgroschen mitgegeben hatte. Ich behielt aber meine gute Laune und handelte daraufhin einen anderen Flug aus, der mich dann €400,- kostete. Mein Rückflug war gesichert und mein Haushaltskasse für den gesamten August verballert. Das einzig Gute war, dass der Flug mit KLM zur gleichen Zeit abflog wie die ‚Air France‘ Maschine und ich sogar einen kürzeren Aufenthalt in Amsterdam hatte als ich in Paris gehabt hätte. In Amsterdam angekommen wurde ich auch gleich mit der üblichen niederländischen Gastfreundschaft begrüßt. Bin ich es nur oder sind die Holländer das unsympathischste Volk der Welt. Ich dachte immer, nur die Franzosen seien arrogant. Die haben aber wenigstens Stil, gutes Essen, eine schöne Sprache und vor allem schöne Frauen. Und was gibt’s in Holland? Wiesen und Windmühlen. Zudem klingt die Sprache wie eine karikierte Form des Deutschen. So hatte ich nach meiner Ankunft in Bristol schon wieder zwei Lektionen gelernt. Erstens, in Zukunft ein Flugticket zu buchen, das vielleicht etwas teuerer ist, dafür aber umbuchbar und zweitens, nie mehr nach Holland zu reisen.
Bristol empfing gleich wieder mit seinem geliebten Dauerregen. Wie auch mein Taxifahrer sofort mit leicht gereizter Stimme bestätigte: „It has been pissing like this since June!“ Der Regen war mir egal. Ich freute mich einfach nur auf eine warme Dusche, eine Schale Müsli mit kalter Milch, meine Zähne endlich wieder ohne Mineralwasser putzen zu können und vor allem nicht mehr in den Schlaf gehupt zu werden. England selber ist ein ganz schönes Gegenprogramm zu Indien, wo ich fast überall den Status eines Filmstars hatte. Gerade in den kleineren Städten hat mich fast jeder auf der Straße begrüßt und mir die Hand gegeben. In Bristol grüßen mich nach elf Monaten nicht einmal meine Nachbarn. Jeder bleibt für sich. Reserviert, unverbindlich, British.